Eine Koryphäe geht in den (Un-)Ruhestand: Prof. Dr. Roland Sturm feierlich verabschiedet
Am Freitag, dem 15. Oktober 2021, wurde Prof. Dr. Roland Sturm in der Aula des Erlanger Schlosses feierlich durch Universität, Fakultät, Institut und Lehrstuhl verabschiedet. Kollegen, Freunde und Mitarbeiter würdigten das langjährige Schaffen des renommierten Politikwissenschaftlers. Seine Weggefährten skizzierten das Bild eines beeindruckend-zielstrebigen Forschers, der die Disziplin nicht zuletzt mit seinen zahllosen Publikationen nachhaltig geprägt hat – an der FAU und weit darüber hinaus.
Zu Ehren des scheidenden Lehrstuhlinhabers fanden sich die Gäste am Freitagnachmittag in der Aula des Erlanger Schlosses zum gemeinsamen Festakt ein. In ihren Grußworten dankten Vizepräsidentin Prof. Dr. Bärbel Kopp und der Dekan der Philosophischen Fakultät Prof. Dr. Rainer Trinczek Roland Sturm für sein umfassendes Engagement in 25-jähriger Tätigkeit an der FAU. In diversen universitären Gremien habe ihr geschätzter Kollege stets meinungsstark seinen Standpunkt vertreten – aufrichtig und ohne vorgehaltene Hand. Sein beispielloser Arbeitseifer habe, nicht zuletzt über das erfolgreiche Einwerben zahlreicher Drittmittel, die politikwissenschaftliche Forschung in Erlangen jahrzehntelang positiv geprägt. Im Namen des Instituts für Politische Wissenschaft würdigte auch Prof. Dr. Marco Bünte Roland Sturms unvergleichliche Produktivität. Die Publikationen des scheidenden Lehrstuhlinhabers füllen ganze Bücherregale: Mehr als 500 Aufsätze und viele dutzend Monografien entstammen seiner Feder.
Mit einem Schmunzeln warnte Erik Vollmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an Sturms Lehrstuhl, gar, ganze Verlage könnten angesichts des Ruhestandes des politikwissenschaftlichen Schwergewichts in finanzielle Schieflage geraten. In einem von Dr. Thorsten Winkelmann, Habilitand Sturms und einer der Hauptorganisatoren des Festakts, vorgetragenen Brief gab Edmund Budrich, Verleger und wie Sturm selbst Mitherausgeber der Zeitschrift „Gesellschaft. Wirtschaft. Politik“, jedoch Entwarnung: Er prognostiziere seinem fleißigen Kollegen einen produktiven „Unruhestand“, in dem er sich erfreulicherweise ganz der GWP widmen könne.
Gemeinsam mit dem bei Sturm jüngst promovierten Antonios Souris bedankte sich Erik Vollmann für die gelungene Zusammenarbeit bei zwei durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Projekten seit dem Jahr 2017: zur Parteipolitik im Bundesrat und zur Dezentralisierung in der MENA-Region. Diese führen die lange Reihe großer Drittmittelprojekte fort, die Roland Sturm in seiner Karriere eingeworben hatte.
Dr. Richard Stinshoff wies seinen Kollegen mit Blick auf die langjährige Begleitung politischer Umbrüche auf der Insel (von Thatcher bis Johnson) als renommierten Großbritannien-Kenner aus. Dr. Martin Große Hüttmann unterstrich in seinem Fachvortrag die Relevanz der Schriften Sturms für das Verständnis des Föderalismus in Deutschland. Prof. Dr. Frank Decker ging in seinem Festvortrag schließlich der Frage nach: „Brauchen wir eine Amtszeitbegrenzung für Bundeskanzler?“
Prof. Dr. Eckhard Jesse, langjähriger Weggefährte des strebsamen Forschers, honorierte Sturms „höchst vielgestaltiges Œuvre“. Zwar liege ihm der Forschungsschwerpunkt Föderalismus offenkundig besonders am Herzen. Daneben seien aber auch das Regierungssystem Großbritanniens, Parteien und Wahlen, Ökonomie sowie die Europäisierung der politischen Prozesse in Deutschland wichtige Domänen seines wissenschaftlichen Wirkens. Sturms Veröffentlichungen glänzten stets durch analytische Klarheit und vergleichende Systematisierung – der komparatistische „Blick über den Tellerrand“ sei eine Kenngröße der fundierten Abhandlungen.
Forschen und Schreiben, das machten die Festredner deutlich, sind die Paradedisziplinen Roland Sturms. Dessen selbstironische Einlassung, von Didaktik allerdings verstehe er nichts, sorgte bei den anwesenden Freunden, Weggefährten und Kollegen für Heiterkeit. Vier seiner Schüler wurden von ihm habilitiert, mehr als zwei Dutzend promoviert. Sturm, so Eckhard Jesse, sei es stets ein Anliegen, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Selbst suche er nie die große Öffentlichkeit. „Tu Gutes und sprich nicht darüber“, könne man ihm, so Jesse, wohl als Motto zuschreiben. Und dennoch: „Wer die Politikwissenschaft in Erlangen-Nürnberg erwähnt, denkt an Roland Sturm.“