DFG-Projekt „Imperiale Aitiologie“
DFG-Projekt „Imperiale Aitiologie – der russische Eurasianismus zwischen Ursprungsmythos und Endzeitkonflikt“
Das politiktheoretische Forschungsprojekt untersucht die temporal-begründenden, also aitiologischen Erzählmuster der ideologischen Strömung des russischen Neo-Eurasianismus. Untersucht werden soll die erzählend-erklärende Behauptung einer im Mittelalter entstandenen und seitdem prägenden Auseinandersetzung zwischen Eurasien und dem Westen – ausgehend von der These, dass der Neo-Eurasianismus nicht allein als geopolitische Bewegung, sondern als aitiologische Konfliktnarrativierung verstanden werden muss. Im Projektfokus stehen dabei einerseits die narrativ-aitiologischen Mittel der Plausibilisierung dieses Konfliktes (inklusive ikonographischer Strategien und ideengeschichtlicher Traditionserzählungen), andererseits dessen Rolle in der Begründung einer aggressiven imperialen Programmatik. Ziel des Projektes ist es nicht nur, die aitiologische Analyseperspektive auf den aktuell politisch besonders wirksamen Neo-Eurasianismus in seinen ideologischen Grundlagen, Geltungsansprüchen und Machtstrategien produktiv anzuwenden, sondern auch, diesen nicht-westlichen Fall politischer Ursprungserzählung in die aitiologische Konzeptionalisierung der Forschergruppe einzubringen. Geprüft werden soll außerdem aus politiktheoretischer Perspektive, inwieweit der neo-eurasianistische Fall Implikationen für eine breiter angelegte Systematik imperial-aitiologischen Erzählens hat.
Das Projekt wird von 2023 bis 2027 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen der Forschungsgruppe „Aitiologien: Figuren und Funktionen begründenden Erzählens in Wissenschaft und Literatur“ (FOR 5323) gefördert. Prof. Dr. Hausteiner wird als Projektleiterin von Marina Solntseva als wissenschafliche Mitarbeiterin unterstützt.