Projekt: Typologien des Vernunftgebrauchs
Prof. Dr. Clemens Kauffmann: Typen des politischen Vernunftgebrauchs
Das Projekt „Typen des politischen Vernunftgebrauchs“ definiert einen innovativen Ansatz in der politischen Ideengeschichte. Die Grundannahme lautet, daß Positionen des politischen Denkens als Repräsentanten von spezifischen Typen des politischen Vernunftgebrauchs aufgefaßt werden können, die durch die gesamte Geschichte hindurch präsent sind und die das politische Handeln prägen. Der Ansatz geht hermeneutisch von axiomatischen Standpunkten aus, die spezifischen Politikverständnissen vorausgesetzt sind, nämlich den Alternativen, ob der Mensch primär als Vernunftwesen oder als Körper und ob Politik primär als Verständigung oder als Kampf konzipiert wird.
Daraus ergeben sich vier Grundtypen: ein noetischer, ein somatischer, ein religiöser und ein konstruktivistischer Typ. Diese Grundtypen werden durch einen Kriterienkatalog in Unter- und Zwischentypen ausdifferenziert. Die Hypothese ist, daß die Grundtypen Konstanten in der Geschichte des politischen Denkens darstellen und in verschiedenen historischen Kontexten unterschiedlich ausformuliert werden. Sie sind die Explikation von Grundmustern des politischen Vernunftgebrauchs, die die Konzeption, die Analyse und die Beurteilung von Politik prägen und die in den politischen Prozessen wirksam präsent sind.
Das Projekt entwickelt diese Typologie an exemplarischen Positionen aus der gesamten Geschichte des politischen Denkens und arbeitet die Korrelationen zwischen den Grundmustern des Vernunftgebrauchs und der politischen Realität heraus. Dadurch entsteht ein neues Bild von den Möglichkeiten und Wirkungen des politischen Denkens, das auf der einen Seite den Fortschritt der Freiheit vorbereitet und auf der anderen zu Rückschlägen, Brüchen und politischen Katastrophen führt. Die Herausarbeitung dieser Zusammenhänge erlaubt eine wissenschaftlich fundierte Beurteilung von Denktypen.